30 Jul Messmethoden für leuchtende Nanokristalle normieren
Leuchtende, also lumineszente Materialien finden inzwischen immer zahlreichere Anwendungen: Sie kommen in der Medizintechnik bei diagnostischen Verfahren zum Einsatz, in der Photovoltaik, bei Sicherheitscodes auf Geldscheinen, in den Displays von LED- oder OLED-Fernsehern, Smartphones oder E-Book-Readern und in der Beleuchtungstechnik. Dabei geht der Trend von Partikeln im Mikrometerbereich zu solchen in Nanogröße, die besonders vorteilhafte Streueigenschaften besitzen und eine hohe Lichtausbeute erzielen.
Leuchtkraft von Nanopartikeln bestimmen
Entscheidend für alle Anwendungen dieser Materialien ist ihre Leuchtkraft. Ein direktes Maß dafür ist die Zahl der Photonen, die die Partikel emittieren im Vergleich zu denen, die sie absorbieren. Man spricht auch von der Quantenausbeute. Diese Schlüsselgröße bestimmt die Helligkeit der Substanzen. Sie ist damit für Unternehmen, die die Materialien herstellen oder anwenden, ein entscheidendes Indiz, um die Qualität, Performance und Eignung verschiedener leuchtender Partikel bewerten und miteinander vergleichen zu können. Zur Bestimmung der Quantenausbeute, die von vielen äußeren Faktoren wie der Temperatur oder dem umgebenden Medium abhängt, existiert bislang jedoch nur eine einzige internationale Norm. Diese deckt nur vergleichsweise einfach zu messende Proben ab. Kompliziertere Messungen an streuenden Partikeln werden nicht erfasst. Gerade diese Materialien aber sind verstärkt für industrielle Anwendungen relevant. Das stellt Unternehmen vor Probleme, die leuchtende Funktionsmaterialien wie typische Leuchtstoffe und Konvertermaterialien herstellen oder in der Lichttechnik und Displaytechnologie anwenden. Gerade sie benötigen für die Qualitäts- und Produktkontrolle zuverlässige Methoden zur Bestimmung der Quantenausbeute.
Neue Messmethoden für die internationale Normung
Jetzt startet die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ein Verbundprojekt, das wissenschaftliche Erkenntnisse schnell in die Normung und damit in die Anwendung bringen soll. In Kooperation mit dem Unternehmen Schott wird die BAM verlässliche Methoden zur Ermittlung der Quantenausbeute lumineszenter Partikel entwickeln. Ausgewählt wurden dazu zunächst wirtschaftlich besonders interessante Substanzen: Neuartige Konvertermaterialien, die beispielsweise im Zusammenspiel von blauem Laser- und LED-Licht Autoscheinwerfern eine sehr hohe Lichtausbeute sowie gleichzeitig eine angenehme optische Wahrnehmung verleihen. Diese Materialien werden in der Industrie für viele verschiedene Applikationen intensiv nachgefragt. Schott wird dazu lumineszente Materialien direkt aus der Anwendung zur Verfügung stellen und gemeinsam mit der BAM Messprozeduren entwickeln, die für eine industrielle Prozesskontrolle geeignet sind. Diese Messvorschriften sollen standardisierbar sein, damit sie zeitnah in die internationale Normung überführt werden können.
„Mit dem Verbundprojekt wollen wir eine wichtige Lücke schließen, um mittelfristig die Marktposition deutscher Unternehmen in dem Bereich zu stärken“, so Ute Resch-Genger von der BAM. Finanziert wird das Vorhaben vom Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Förderprogramms „Wissens- und Technologietransfer durch Patente und Normen“.
Quelle und Bild: www.bam.de
Partner der BAM: www.schott.de
Bild: Originalquelle: istock.com/chinaface