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Optische Kohärenztomografie: Neue VDI/VDE-Richtlinie

Die optische Kohärenztomografie (OCT) ist ein bildgebendes Verfahren, das hochaufgelöste Schnittbilder von transparenten und semi-transparenten Medien erzeugt. Der Fachausschuss 1.32 ‚Optische Kohärenztomographie‘ im Fachbereich ‚Methodik der Mess- und Sensortechnik‘ der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik (GMA) hat sich zum Ziel gesetzt, Expertise aus Industrie und Forschung zusammenzubringen, um gemeinsam ein standardisiertes Regelwerk für die OCT zu veröffentlichen und so in Zukunft den Weg für weitere OCT-Anwendungsfelder zu eröffnen. Denn bisher wurde das vergleichsweise neue Messverfahren noch nicht allgemeingültig beschrieben sowie verschiedene Verfahren und Leistungsmerkmale noch nicht standardisiert. Damit sei die Vergleichbarkeit verschiedener OCT-Systeme noch nicht gegeben, so der Fachausschuss, und eine stärkere Verbreitung eingeschränkt. „Das Wissen um und das Vertrauen in die OCT sollen durch ein allgemeines technisches Regelwerk gefördert werden“, erklärt Niels König, Leiter der Abteilung Produktionsmesstechnik am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT aus Aachen und Vorsitzender des Fachausschusses. „Dafür haben wir nun in einem ersten Schritt Begriffe und Messverfahren für Leistungskenngrößen definiert und typische Verfahrensvarianten beschrieben.“
Im Januar 2023 wurde nun die Richtlinie VDI/VDE 5565 Blatt 1 ‚Optische Kohärenztomografie (OCT); Verfahrensbeschreibungen‘ in einer zweisprachigen Ausgabe (deutsch/englisch) veröffentlicht (www.vdi.de/5565). Die Richtlinie beschreibt die OCT-Verfahren und legt die dazu erforderlichen Begriffe fest. An VDI/VDE 5565 Blatt 2 zum Thema ‚Signalverarbeitung und Datenauswertung‘ wird im Ausschuss bereits gearbeitet. Die messtechnische Charakterisierung von OCT-Systemen steht für weitere Richtlinienprojekte auf der Roadmap.

Von der Biomedizin bis in die Industrie

Ursprünglich in der Augenheilkunde angewendet, ist die OCT ein auf kurzkohärenter Interferometrie basierendes Messverfahren zur berührungslosen und hochaufgelösten Darstellung tomografischer Schnittbilder. Es hat eine Eindringtiefe von mehreren Millimetern und ein Auflösungsvermögen im einstelligen Mikrometerbereich. In der medizinischen Diagnostik lässt sich mit der OCT organisches Gewebe, wie zum Beispiel Tumorgewebe in einem sehr frühen Krankheitsstadium untersuchen, entweder intraoperativ oder in-vitro. Aber auch in der Industrie wird die OCT dank ihrer universellen Eigenschaften in der Material- und Defektprüfung, zum Beispiel bei Kunststoffprodukten eingesetzt. Bei undurchsichtigen Werkstoffen, in die das Licht nicht eindringen kann, zum Beispiel Metall, kommt die OCT zur Oberflächen- und Abstandsmessung zum Einsatz.
Die Richtlinie VDI/VDE 5565 Blatt 1 ‚Optische Kohärenztomografie (OCT) – Verfahrensbeschreibungen‘ kann ab 73,80 Euro beim Beuth Verlag (Tel.: +49 30 2601-2260) bestellt werden. VDI-Mitglieder erhalten 10 % Preisvorteil auf alle VDI-Richtlinien.

Weitere Informationen zur Richtlinie VDI/VDE 5565

Quelle: www.vdi.de/tg-fachgesellschaften/vdi-gesellschaft-mess-und-automatisierungstechnik

Bild: Heidelberg Engineering



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