12 Apr Stefan Klaußner – 3D-Druck & Konstruktion: Dezentrale Produktion wird die nächste Stufe der Industrialisierung durch 3D-Druck
Die letzten Jahrzehnte waren von stetig optimierten Lieferketten geprägt. Das Produkt musste zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und durch Massenproduktion im Preis stetig sinken. Um die stärkere Nachfrage zur Individualisierung Rechnung zu tragen, wurde aus „Just in time“ schließlich „Just in sequenze“. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und in der richtigen Farbe.
Die Lieferketten reichen dabei über mehrere Länder und sogar Kontinente. Einzelne Bauteile für den Automobilbau werden hierbei in Asien hergestellt, nach Europa (meistens Ungarn oder Tschechien) geliefert und dort montiert und in Deutschland schließlich verbaut. Die zahlreichen Schnittstellen sorgen für ein filigranes Netzwerk. Eine Verzögerung bei der Belieferung, Materialengpässe oder Naturkatastrophen wirken sich dramatisch auf die weiteren Herstellprozesse aus. Doch es zeigt sich allmählich ein gegenläufiger Trend.
3D-Druckdienstleister bilden eine virtuelle Fabrik
Ähnlich wie bei einer Blockchain zeigen sich erste Versuche, Produktionen auf mehrere 3D-Druckservices aufzuteilen. 3D-Druck bietet eine skalierbare Produktion (sowohl groß- als auch klein skalierbar) und kann bis zur Losgröße 1 individuelle Produkte liefern. 3D-Drucker sind in ihren Grundzügen ähnlich und dieser Vorteil kann für ein redundantes Lieferantennetzwerk genutzt werden. Sollte ein Dienstleister mit Lieferverzögerungen kämpfen, so kann beinahe in Echtzeit ein anderer 3D-Druckservicde einspringen. Denn spezielle Maschinen wie beim Spritzguss mit tonnenschweren Formwerkzeugen werden nicht benötigt. Die Vorteile zeigen sich auch in den Kosten: viele große zentrale Hersteller haben enorme Overheadkosten, um eine Vielzahl von Abteilungen zu beschäftigen. Kleine spezialisierte Dienstleister können hier eine kostengünstige Alternative anbieten.
Neue Möglichkeiten für dezentrale Produktionen
Ein erster Dienstleister dieser Art ist ein 3D-Druckservice aus München, der Bestellungen für einen Auftraggeber fertigt und versendet. Durch die nachfrageorientierte Produktion entstehen keine Kosten, um Maschinen vorzuhalten. Auch entfallen die Kosten für ein Lager. Zudem kann jedes Bauteil individuell nach Kundenwunsch angepasst werden. Um die Produktion weiter zu skalieren, können bei Bedarf weitere Dienstleister in den Verbund geholt werden, um so ein dezentrales Netzwerk zu bilden. Es konnten bereits erfolgreich Lieferengpässe überbrückt und somit Kunden gewonnen werden. Ein echter Wettbewerbsvorteil für denjenigen, der auf die 3D-Drucktechnik zurückgegriffen hatte.
Quelle und Foto: https://www.3ddruckmuenchen.com